Diese Regel hebt die Wichtigkeit der Interaktivität und Flexibilität in Lehr- und Lernprozessen hervor. Statt statischer Medien, die nur fertige Informationen transportieren (wie z. B. traditionelle Lehrbücher oder vorgefertigte Präsentationen), sollten Lehrende solche Medien und Materialien wählen, die sich gemeinsam mit den Lernenden weiterentwickeln lassen.
Das Ziel ist es, den Lernenden nicht nur Konsumenten von Wissen sein zu lassen, sondern sie aktiv an der Gestaltung von Inhalten und Lernwegen zu beteiligen. Dadurch entsteht ein dynamischer, partizipativer Lernprozess, der auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Lernenden eingehen kann.
Lernen ist ein subjektiver Prozess, bei dem die Lernenden ihre eigenen Strukturen mit neuen Inhalten verbinden, was zur Schaffung neuer Einsichten, Strukturen und Darstellungen führt. Es handelt sich um eine selbstgesteuerte Aneignung, die durch äußere Impulse unterstützt, aber nicht erzwungen werden kann.
Jean Piagets Forschung zeigt, dass Lernen in zwei Bewegungen stattfindet:
- Assimilation: Bestehendes Wissen wird genutzt, um Neues einzuordnen.
- Akkommodation: Wenn Assimilation nicht ausreicht, passen Lernende ihre bisherigen Vorstellungen an das Neue an.
Eine kluge Lehre berücksichtigt diese dynamischen Prozesse, indem sie nicht nur Inhalte präsentiert, sondern vielfältige Lernarrangements schafft. Sie verbindet Förderung und Aneignung, bietet Optionen und ermöglicht den Lernenden, ihren eigenen Weg zu finden. Dies respektiert die individuelle Lernweise und fördert die aktive Entwicklung von Kompetenzen.
Lehren wird damit zu einem multimodalen Prozess, der Präsentation, Unterstützung und Flexibilität vereint.
Ein Beispiel aus meinem Unterricht:
In der Statik werden den SuS komplexe Themengebiete wie z.B. Auflagerberechnung oder Schnittkraftberechnung beigebracht. Teilweise ist es notwendig Vorgaben einzuhalten (positiver Drehsinn des Moments oder einzeichnen der Schnittkräfte am Schnittufer). Beim Abarbeiten der einzelnen Beispiele gibt es mehr Raum für Flexibilität und Eigeninitiative der SuS. Hier können die SuS die Fragestellung selbstbestimmt ausarbeiten und es gibt durchaus mehrere Lösungswege oder unterschiedliche Abfolgen der Rechenschritte die zu einem korrekten Ergebnis führen. Ich habe schon öfters beobachtet, dass die SuS jenen Lösungsweg wählen der für sie am nachvollziehbarsten ist (macht ja auch Sinn). Beratend stehe ich den SuS immer zur Seite damit wieder eine einheitliche Lösung erreicht wird. In meinem Unterricht nutze ich sowohl geschlossene Medien (Skript) als auch offene Medien (Beispiele und Arbeitsaufträge). In Prozent aufgeteilt würde ich abschätzen: 30% geschlossen und 70% offen.
Somit kann ich diese Regel bestätigen da sie die SuS zum Handeln bringt und sie dadurch das Neuerlernte besser abspeichern können.