Liebe Studierende,
wir sind nun bei der Rückmeldung zu Ihrem letzten Arbeitsauftrag angelangt. Darin sollten Sie einen interdisziplinären Projekttag unter zu Hilfenahme der im Moodle-Kurs vorhandenen Literatur planen. Gefragt war, einen griffigen Projekttitel, eine aussagekräftige Beschreibung zum Projekt, methodisch-didaktische sowie organisatorische Überlegungen anzustellen und ein Fazit zu schreiben. Diese Aufgabe wurde von Ihnen mit großem Engagement und viele Kreativität gelöst. Gratulation!
Wir möchten uns auf diesem Wege bei Ihnen für diese spannenden und oft auch sehr ambitionierten Planungen zu Projekttagen, die zeitlich einen Vormittag bis ein gesamtes Semester umfassten, bedanken. Das Lesen Ihrer Arbeiten war sehr kurzweilig, da Sie sich mit vielen unterschiedlichen Themengebieten beschäftigt haben. Folgende Auswahl wurde von Ihnen getroffen: Der Spitzenreiter war das Globale Lernen, Umweltschutz und Klimaproblematik wurde intensiv diskutiert, aber auch die Globalisierung und ihre Auswirkungen wurden mehrfach gewählt. Gefolgt von Themen um Krieg und Frieden wurden auch klassische Politische Bildung Themen, wie Demokratie-Lernen, Wählen oder Partizipationsmöglichkeiten in einem demokratischen Staat gewählt. Jeweils zwei KollegInnen haben sich der Menschenrechtsbildung, der Bildung für Nachhaltigkeit sowie dem Global Citizenship Education Konzept gewidmet. Persönlich besonders gefreut hat mich die Tatsache, dass es auch drei Arbeiten zur Genderthematik gegeben hat - dieses Thema wird leider nur zu oft als mühsam abgetan, obwohl gerade hier eine Vielzahl an Bereichen zu bearbeiten wären, wie z.B. die KollegInnen am Thema sexualisierte Gewalt im Vereinssport oder das Streben nach einer geschlechtergerechten und inklusiven Gesellschaft (Projekt: Welche Farbe hat der Stolz - Pride Month) gezeigt haben.
Die Inhalte der geplanten Projekttage wurden sehr kreativ beschrieben und dargelegt, oftmals war allerdings der Anspruch zu hoch und die organisatorische Umsetzung würde wohl alle Grenzen sprengen, Überhaupt scheint, die organisatorische Planung für viele von Ihnen eine Hürde darzustellen - manche haben das auch klar thematisiert. Es war daher erfreulich, dass einerseits die angegebene Literatur zu den einzelnen pädagogischen Konzepten (Bettina Lösch, Werner Wintersteiner, Dirk Lange, Heidi Grobbauer...) in Ihre inhaltlichen Überlegungen eingeflossen sind, andererseits aber auch der Erlass des BMBWFs zum Projektunterricht und die Überlegungen von John Dewey stark rezipiert wurde. Es ist immer eine Gratwanderung, was und wie viel Verantwortung man SuS übertragen kann und darf, wo endet die Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit des Einzelnen und wo beginnt die Überforderung des anderen? Jedoch ließ sich aus Ihren Arbeiten erkennen, dass viele von Ihnen einen starken partizipatorischen Lehrstil verfolgen, der SuS unterstützt, aber nicht bevormundet und andererseits sich selbst als Lehrperson auch zurücknehmen kann und mehr in der Rolle des Facilitators und Coach sehen,. Das ist ein guter Zugang im Projektunterricht. Wichtig sind jedoch immer eine klare Zielsetzung für das Projekt, ein realistischer Zeitplan, Meilensteine zu definieren, Teams zu bilden und sie gut anzuleiten und rückmelden zu lassen, Zwischenergebnisse sichern und dann am Ende des Projekts, die Ergebnisse dokumentieren, sichern und einer Öffentlichkeit (seien es die KlassenkollegInnen, das Kollegium, die Eltern, Gemeinde...) zugänglich machen und zu guter Letzt, Erfolge (und auch Teilerfolge oder "schönes Scheitern") zu feiern!
Die Definition der Projektziele hat bei manchen von Ihnen gefehlt, manche haben es nur sehr implizit angegeben - hier sollte man nachbessern. Einige von Ihnen haben sich Großveranstaltungen vorgenommen, wobei die ganze Schule bespielt werden sollte - auch hier gilt es, Augenmaß zu halten und den Zeitfaktor nicht zu unterschätzen, um externe ExpertInnen (besonders wenn es sich um renommierte RednerInnen handelt) anzufragen - auch die Honorarfrage müsste da geklärt werden (Sponsoring). (Veranstaltungs)Räume sind auch ein wichtiges Thema und stellen manche Institutionen (wie z.B. die Universitäten) oft vor unüberwindliche Ressourcenprobleme - daher früh genug mit der Planung beginnen - für Großveranstaltungen braucht es mindestens ein Jahr Vorlaufzeit. Manche Ihrer Planungen waren dahingehend schon sehr konkret - Gratulation - sie hatten sogar das Potential zu einem übergeordneten Schulentwicklungsthema, wo sich eine gesamte Schule dem Globalen Lernen und der Umsetzung der Sustainable Development Goals der Agenda 2030 stellt (Projekt "Fang doch diesen Ball, aber verbrenn dich nicht - die Zukunft liegt in Deiner Hand").
Das Konzept "Global Citizenship Education" war anscheinend nicht so leicht zu fassen - denn es ist kein wirklich neues Konzept, auch keine Vermischung von Politischer Bildung und Globalem Lernen oder BNE, sondern eine Weiterentwicklung dieser Konzepte mit einem klaren Perspektivenwechsel auf Globalität und Citizenship, plus einer starken Handlungskomponente auf der strukturellen Ebene (Staaten in die Pflicht nehmen) - und die Grasrootbewegung - wo jeder einzelne etwas tun sollte, es aber an konzertierten Maßnahmen fehlte, vermehrt hinter sich lässt.
Interessant war auch, dass viele von Ihnen den Zukunftsgedanken aufgenommen haben und in ihren Inhalten oftmals die Fragen nach dem Weiterdenken zum Umgang mit Menschenrechten - Kinderrechten - einer gerechten Welt - soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche Entwicklung gestellt haben. Diese Fragen nach der Zukunft sind wohl das mächtigste Instrument, das die Pädagogik hat, um Menschen über sich und ihre Ziele, Wünsche, Vorstellungen reflektieren zu lassen. Zukunftswerkstätten, Future Workshops und Brainstorming Sessions wirkmächtige Methoden und Instrument, um Veränderungen anzustoßen.
Abschließend möchten wir Ihnen einen erfolgreichen Semesterabschluss wünschen, erholen Sie sich gut über den Sommer und schöne Ferien!
Wir bedanken uns für Ihre rege und disziplinierte Mitarbeit in dieser LV - die Notenvorschläge werden Ihnen morgen individuell mitgeteilt. Sollten Sie mit unserer Beurteilung nicht zufrieden sein, melden Sie sich bitte bei uns, es kann dann noch ein Arbeitsauftrag zum Thema Menschen- und Kinderrechte nachgereicht werden, um die Note zu verbessern.
Einstweilen mit herzlichen Grüßen
Cornelia Klepp & Daniela Rippitsch